Phishing-Angriffe gehören inzwischen zum digitalen Alltag. E-Mails, die angeblich von deiner Bank stammen, gefälschte Login-Seiten oder Nachrichten über vermeintliche Paketzustellungen – das kennst du sicher. Was sich aber ändert: Die Qualität der Angriffe wird deutlich besser. In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist und worauf du als Website-Betreiber, Agentur oder Selbstständiger heute achten solltest.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Phishing eigentlich?
Phishing bezeichnet den Versuch, über gefälschte Nachrichten oder Websites an sensible Daten zu gelangen. Das können Passwörter sein, Bankzugänge oder Kreditkarteninformationen. Die Methode ist nicht neu, aber die technischen Möglichkeiten haben sich massiv verändert.
Künstliche Intelligenz macht es heute sehr einfach, überzeugende Texte zu generieren und Angriffe zu personalisieren. Das erhöht die Erfolgsquote dramatisch. Für dich als Website-Betreiber ist das Thema doppelt relevant: Du kannst selbst Opfer werden – oder deine Systeme werden für weitere Angriffe missbraucht, ohne dass du es sofort merkst.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie Phishing heute funktioniert, was Angreifer wirklich wollen und wie du Risiken realistisch einschätzen kannst.
Warum Phishing heute ganz anders aussieht
Früher waren Phishing-Mails oft leicht zu erkennen: holpriges Deutsch, offensichtliche Grammatikfehler, unpersönliche Anreden wie "Sehr geehrter Kunde". Diese Zeiten sind definitiv vorbei.
KI-Tools wie ChatGPT ermöglichen es Angreifern, Texte zu erstellen, die kaum von echten Nachrichten zu unterscheiden sind. Die Sprache ist korrekt, der Ton passt, persönliche Details lassen sich gezielt einbauen. Statt Massenmails an Tausende Empfänger zu verschicken, setzen Angreifer heute auf maßgeschneiderte Nachrichten.
Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen wie LinkedIn, deiner Unternehmenswebsite oder sozialen Medien werden genutzt, um Angriffe glaubwürdiger zu machen. Eine E-Mail, die den Namen deines Geschäftsführers, aktuelle Projekte oder konkrete Ansprechpartner nennt, wirkt deutlich überzeugender als eine generische Warnung.
Auch die verwendeten Kanäle haben sich erweitert. Neben klassischen E-Mails kommen heute SMS, Messenger-Dienste oder gefälschte Login-Seiten zum Einsatz. Angriffe beschränken sich nicht mehr auf ein Medium, sondern nutzen mehrere Wege parallel.
Was wollen Angreifer eigentlich?
Bei den meisten Phishing-Angriffen geht es primär um Geld. Kreditkartendaten, Bankzugänge oder Zugangsdaten zu Bezahldiensten wie PayPal ermöglichen direkten finanziellen Zugriff. Diese Daten werden entweder sofort genutzt oder auf entsprechenden Plattformen weiterverkauft.
Daneben gibt es ein zweites, strategisches Ziel: Logins zu E-Mail-Accounts, Hosting-Umgebungen oder Website-Verwaltungen. Diese Zugänge dienen als Infrastruktur für weitere Angriffe.
Ein kompromittierter E-Mail-Account lässt sich nutzen, um in deinem Namen weitere Phishing-Mails zu verschicken. Ein gehackter Hosting-Zugang ermöglicht es, gefälschte Login-Seiten aufzuschalten oder bestehende Websites zu manipulieren.
So funktioniert die Kette:
Mit einem gestohlenen E-Mail-Login verschafft sich ein Angreifer Zugriff auf weitere Accounts, weil viele Menschen dieselben Passwörter mehrfach verwenden. Über den E-Mail-Zugang lassen sich Passwort-Zurücksetzen-Funktionen nutzen, um Kontrolle über zusätzliche Dienste zu erlangen. Aus einem einzelnen Login wird so eine ganze Reihe kompromittierter Systeme.
Für dich als Website-Betreiber bedeutet das: Ein gestohlener Hosting-Login kann dazu führen, dass deine eigene Infrastruktur für kriminelle Zwecke genutzt wird – ohne dass du es sofort bemerkst.
Wie sieht Phishing konkret aus?
Phishing nimmt verschiedene Formen an. Im geschäftlichen Umfeld sind folgende Szenarien am häufigsten:
E-Mail-Phishing
Eine Nachricht gibt vor, von einem vertrauenswürdigen Absender zu stammen. Das kann deine Bank sein, ein Paketdienst, dein Hosting-Provider oder ein Geschäftspartner. Die E-Mail fordert dich auf, dringend auf einen Link zu klicken oder Daten zu bestätigen.
Oft wird Zeitdruck erzeugt: Dein Konto oder die Domain werde gesperrt, eine Zahlung sei fehlgeschlagen oder eine wichtige Nachricht müsse abgerufen werden.
Gefälschte Login-Seiten
Der Link in der E-Mail führt zu einer Website, die der echten Login-Seite täuschend ähnlich sieht. Die URL ist leicht verändert, die Domain fast identisch. Wer dort seine Zugangsdaten eingibt, überträgt sie direkt an Angreifer.
Kompromittierte Accounts
Eine E-Mail kommt tatsächlich von einem bekannten Absender, dessen Account gehackt wurde. Die Nachricht wirkt authentisch, weil sie aus einer echten Mailbox stammt. Sie enthält einen Link oder fordert zur Weitergabe von Informationen auf.
Alltägliche Szenarien betreffen oft Hosting-Provider, Banken, Paketdienste oder interne Geschäftsprozesse. Eine E-Mail, die aussieht, als käme sie vom eigenen Hosting-Support, oder eine angebliche Rechnung eines Lieferanten fallen nicht sofort auf.
Risiken realistisch einordnen
Phishing ist ein echtes Risiko, aber kein Grund für Panik. Mit etwas Aufmerksamkeit lassen sich die meisten Angriffe erkennen. Entscheidend ist, die richtigen Fragen zu stellen:
Wurde die Nachricht erwartet? Eine unerwartete Aufforderung, Zugangsdaten einzugeben, ist verdächtig. Insbesondere, wenn Zeitdruck erzeugt wird.
Passt die Absenderadresse? Ein genauer Blick auf die vollständige E-Mail-Adresse zeigt oft Abweichungen. Statt „info@bank.de" steht dort „info@bank-secure.de" oder eine ähnliche Variation.
Führt der Link zur richtigen Domain? Vor dem Klick kannst du mit der Maus über den Link fahren (ohne zu klicken). Die angezeigte URL zeigt dir, wohin der Link tatsächlich führt. Im Zweifelsfall loggst du dich direkt über die bekannte Website ein – nicht über den Link in der E-Mail.
Technische Schutzmaßnahmen helfen
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) macht gestohlene Passwörter deutlich weniger wertvoll, da ein zweiter Faktor zur Anmeldung nötig ist.
Passwort-Manager generieren einzigartige Passwörter für jeden Dienst und verhindern, dass ein kompromittierter Login weitere Accounts gefährdet.
Vorsicht ist angebracht, Paranoia nicht nötig. Es geht darum, Risiken zu erkennen und angemessen zu reagieren – nicht um vollständige Abschottung.
Was du im Ernstfall tun solltest
Du hast bemerkt, dass ein Login kompromittiert wurde oder bist auf eine Phishing-Seite hereingefallen? Dann solltest du schnell handeln:
Passwort sofort ändern: Der betroffene Account sollte mit einem neuen, starken Passwort gesichert werden. Falls du dasselbe Passwort auch bei anderen Diensten verwendet hast, ändere es dort ebenfalls – und wenn immer möglich durch einzigartige, unterschiedliche Passwörter ersetzen.
Zugriffe prüfen: Viele Dienste zeigen an, von wo und wann auf dein Konto zugegriffen wurde. Unbekannte Zugriffe sind ein Hinweis auf unbefugte Nutzung.
Betroffene informieren: Wenn dein E-Mail-Account kompromittiert wurde, solltest du deine Kontakte informieren, dass möglicherweise Nachrichten in deinem Namen verschickt wurden. Bei einem Hosting-Account kontaktierst du auch deinen Provider.
Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren: Falls noch nicht geschehen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Das erschwert künftige unbefugte Zugriffe erheblich.
Schaden begrenzen: Sind Kreditkartendaten betroffen, solltest du die Karte umgehend sperren lassen. Das gilt auch bei Zugängen für Online-Banking oder ähnliches – informiere sofort deine Bank.
Je schneller du reagierst, desto geringer ist der potenzielle Schaden. Die meisten Dienste bieten Support für solche Fälle an.
Phishing bleibt relevant
Phishing ist ein Phänomen, das uns alle weiter beschäftigen wird. Die Angriffe werden zwar professioneller, bleiben aber erkennbar. Die Kombination aus technischen Schutzmaßnahmen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung und gesundem Menschenverstand bietet realistischen Schutz.
Wichtig ist, das Thema als kontinuierliche Aufmerksamkeit zu verstehen, nicht als einmalige Lösung. Neue Angriffsmethoden entstehen, technische Schutzmechanismen entwickeln sich weiter. Wer informiert und aufmerksam bleibt sowie grundlegende Sicherheitsmaßnahmen umsetzt, reduziert das Risiko erheblich.